info
Herzlich willkommen auf der Internetseite der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Sehmatal-Neudorf!

Sie sind hier: Startseite » Nachricht anzeigen

Andacht zum Sonntag Misericordias Domini

Veröffentlicht am: 25.04.2020, 19:14 Uhr - von: Andreas Nestler

Liebe Schwestern und Brüder,


es ist nicht gerade ein Kompliment, wenn wir zu jemandem sagen: „Du bist ein Schaf!“ Das könnte uns schnell übel genommen werden. Denn das heißt nichts anderes, als: „Du bist dumm! Du denkst nicht nach! Du hast einen dummen Fehler gemacht! Du Schaf!“ Jemanden ein Schaf zu nennen, damit machen wir uns keine Freunde. Und trotzdem macht die Bibel das ganz ungeniert. Alle Gläubigen sind Schafe. Schon die Kinder lernen im Kinderlied: „Weil ich Jesu Schäflein bin, freu ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, der mich schön weiß zu bewirten, der mich liebet, der mich kennt, und bei meinem Namen nennt.“ Schon den Kindern wird es also eingetrichtert: Du bist ein Schaf und das ist auch gut so! Das Lied hört in der dritten Strophe mit der Überzeugung auf: „Amen, ja, mein Glück ist groß.“ Ein Schaf zu sein, das ist also kein Unglück, sondern ein großes Glück. Und deshalb wage ich es nun und sage zu allen, die diese Andacht lesen: Du bist ein Schaf! Jetzt kommt es auf Sie / Euch an, liebe Leserinnen und Leser. Sind Sie / bist Du beleidigt oder erfreut über das, was die Bibel da sagt?


Der Sonntag trägt in dieser Woche den Namen „Misericordias Domini“. Das heißt zu deutsch „Barmherzigkeit des Herrn“. An diesem Sonntag wird uns vor Augen gestellt, dass Gott uns annimmt und dass Gott es gut mit uns meint. Gott ist barmherzig mit uns. Dieser Sonntag wird auch der „Hirtensonntag“ genannt. Die Bibeltexte, die an diesem Sonntag gelesen werden, erzählen uns, dass Gott bzw. Jesus unser guter Hirte ist. Er kümmert sich um uns. Er führt uns gut. Er passt auf uns auf. Darin zeigt sich die Barmherzigkeit des Herrn, die Misericordias Domini. Allen geht es gut, die diesen guten Hirten haben und die zu seiner Herde gehören. Es gibt nichts Besseres für uns, als ein Schaf dieser Herde, ein Schäflein Jesu, zu sein. Das ist keine Beleidigung, sondern eine große Freude.


Im Wochenspruch stellt sich uns Jesus selber als der gute Hirte vor:
Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. (Joh 10, 11a. 27-28a)


Jesus ist der gute Hirte und wir sind seine Herde. Wir sind seine Schafe. Dieser Wochenspruch erzählt uns aber auch, was das für uns bedeutet. Ein Schäflein in der Herde von Jesus zu sein, das heißt, dass wir seine Stimme hören und dass wir ihm und seiner Stimme folgen. Der gute Hirte spricht heute nicht zu uns mit seinem Hirtenstab oder mit seinen Hütehunden. Heute spricht er zu uns durch seinen Heiligen Geist, durch sein in der Bibel geoffenbartes Wort oder durch das, was durch Geist und Wort geleitet, unsere Glaubensgeschwister uns sagen.
Er spricht zu uns, weil er uns kennt und weil wir ihm wichtig sind. Er lässt uns seine Stimme hören, weil er es gut mit uns meint und weil dadurch seine Barmherzigkeit zu uns kommt. Dadurch wird wirklich Misericordias Domini – Barmherzigkeit des Herrn. Seine Stimme lernen wir auf diesen Wegen kennen. Wir erfahren dadurch, was er von uns möchte. Nach und nach verstehen wir besser, was er uns sagt. Und das bringt uns im Leben und im Glauben weit voran. Etwas besseres, als seine Stimme zu hören und seine Barmherzigkeit zu erleben, kann uns nicht passieren.


Ein Hirte führt seine Herde an gute Weideplätze. Er führt die Schafe dorthin, wo es ihnen gut geht und wo sie gut leben können. Das Leben der Schafe ist es, was dem Schäfer am Herzen liegt. So ist es auch bei Jesus. Ihm liegt unser Leben am Herzen. Er führt uns so, dass wir zum Leben kommen. Allerdings sind damit bei uns keine grünen Auen und saftigen Weiden gemeint. Bei uns ist das ewige Leben gemeint. Durch seine Stimme führt er uns so durch unsere Zeit, dass wir einmal bei Gott im ewigen Leben ankommen.


Und nun liegt es an uns. Damit er uns zum ewigen Leben führen kann, müssen wir seiner Stimme folgen. Manchmal ruft uns diese Stimme laut. Manchmal redet sie aber auch ganz leise. Die Barmherzigkeit des Herrn erleben wir jedes Mal, wenn wir hinhören und dem Hirten folgen, wenn wir ihm vertrauen und unser Leben mit ihm führen. Wer das macht, gehört zur Herde Jesu. Wer das macht, der ist ein Schäflein Jesu und kann am Ende mit der 3. Strophe des Kinderliedes singen: „Sollt' ich denn nicht fröhlich sein, ich beglücktes Schäfelein? Denn nach diesen schönen Tagen werd' ich endlich heimgetragen in des Hirten Arm und Schoß: Amen, ja mein Glück ist groß!“


Es liegt an uns: Wollen Sie / willst Du ein Schäflein Jesu sein? Die Bibel ruft uns zu: Du bist ein Schaf! Wenden wir uns beleidigt ab? Oder nehmen wir es an und lassen uns von unserem guten Hirten zum ewigen Leben führen? Jesus jedenfalls freut es, wenn viele zu seiner Herde dazugehören. Ein Schäflein Jesu zu werden bzw. zu bleiben, ist ganz sicher keine Dummheit und kein Fehler, sondern die klügste Wahl unseres Lebens.


Mit diesen Worten wünsche ich uns allen eine gesegnete und gesunde Woche, in der wir als Jesu Schäflein seine Stimme hören, seine Barmherzigkeit erleben und ihm nachfolgen.


Und wie immer gilt am Schluss: Der Frieden Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.


Ihr / Euer Pfarrer Matti Schlosser