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Plakatgeschichte zur Jahreslosung

Veröffentlicht am: 07.02.2021, 13:11 Uhr - von: Christine Bergmann

Überfall im Winterwald


Leo und Sina stapfen durch den verschneiten Wald. Es ist schon später Nachmittag. Die untergehende Sonne färbt den Himmel in alle möglichen Orange- und Rot-Töne. Im Tal pfeift die Dampflok. Ein Hund jault mit ihren Tönen um die Wette. „Komm, beeil dich“, befielt Leo seiner Schwester. „Da unten sind die ersten Häuser. Wir sollten schon vor einer Stunde zu Hause sein.“ Die beiden stapfen weiter durch den Schnee. Leo trägt einen Rucksack. Die Geschwister kommen von ihren Großeltern im benachbarten Ort. Dort haben sie schon seit einigen Wochen immer mal mit geholfen, dass Holz für die Heizung aufzustapeln. Großvater hatte einen großzügigen Lohn in Aussicht gestellt. Und heute haben Sina und Leo dieses Geld bekommen. Beide sind sehr glücklich und wissen schon, was sie sich davon kaufen werden. Oben drauf gaben Ihnen die Großeltern noch zu Naschen. „Danke, dass ihr uns geholfen habt,“ hatten sie gesagt.


Plötzlich raschelt es im Gebüsch neben dem Weg. Kurz darauf verstellt ein kräftiger Bursche mit schwarzer Kapuze den Kindern breitbeinig den Weg. Er trägt eine dunkle Sonnenbrille. „Na? Was tragt Ihr denn da durch den kalten Wald. Kann ich euch euer Gepäck vielleicht abnehmen?“


Leo spürt sofort die Gefahr. „Nein“, schreit er. „Das ist unser.“ Er packt Sina und zerrt sie im Laufschritt hinter sich her. Doch sie stolpert vor Schreck und fällt. Bevor beide weiter rennen können, spürt Leo einen Schlag in seinem Rücken. Sina schreit. Auch sie bekam einen Stoß von den Füßen des Mannes. Beide Kinder landen im Schnee. Der Fremde reißt Leo den Rucksack von den Schultern. Dann drückt er beide Kinder nochmals mit dem Kopf in den harten, gefrorenen Schnee und ist verschwunden.


Als Leo das Gesicht hebt, sieht er Blutspuren im Schnee. Sina wimmert. Erst nach einigen Augenblicken wird den Kindern klar, dass das ganze Geld und auch die Süßigkeiten gestohlen wurden. Sina kann nicht aufstehen. Ihr Fuß schmerzt. Leo tastet prüfend über sein Gesicht. Dabei zieht er eine breite Blutspur über Nase und Wangen.


„Was machen wir denn jetzt.“ Sina ist verzweifelt. Leo denkt nach. Da sehen sie auf der Bergkuppe einen Schatten. Schnell kommt er näher. „Hilfe!“, schreit Leo. „Wer kann uns helfen?“ Zuerst dachten die Kinder, dass der Fremde erneut auf sie zukäme. Aber dann erkannten sie den komischen Gabriel. Der schrullige Mann aus dem Ort wurde von den meisten Leuten verachtet. Er trug in der Regel unmoderne Hosen und Jacken, und rollte ab und zu unkontrolliert mit seinen Augen. Das sah nicht gut aus. Die Erwachsenen sagten, da könne kein Doktor mehr helfen.
Gabriel kam näher. Angst stieg in Sina hoch. Sie wollte wieder schreien. Aber Gabriel schaute ganz freundlich aus seinen großen, unruhigen Augen.


„Was ist denn passiert?“, fragte er voller Mitleid. Leo erhob sich. „Wir sind bestohlen worden! Jemand hat unser Geld und den Rucksack mit Muttis Handy geklaut.“ Gabriel kramt zum Erstaunen der Kinder ein sauberes Tuch aus seiner Jackentasche. „Hier“, sagt er freundlich zu Leo. „Damit kannst du das Blut abwischen. Aber ich denke, es sieht schlimmer aus, als es ist.“ Leo greift zu. „Und was machen wir denn mit dem kleinen Prinzesschen?“ fragt er Sina und zwinkert ihr freundlich zu. „Mein Fuß tut so weh! Ich kann nicht laufen.“ Gabriel zögert ein bisschen. „Ich könnte dich auf meinen Schultern nach Hause tragen“, bietet er an. „Wenn du willst.“ Sina schaut Gabriel in die Augen. Der Mann lacht und sieht gar nicht gefährlich aus. „O.k.“ meint Sina.


Inzwischen ist es ziemlich dunkel geworden. Aber Gabriel macht große Schritte. Schnell sind sie zu Hause. Bevor die beiden im Haus verschwanden, kramt Gabriel nochmals in seiner Hosentasche. „Ich habe noch ein Trostpflaster für euch“, sagte er geheimnisvoll und legt jeden der beiden Kinder einen bunten Geldschein in die Hand. „Damit ihr nicht ganz so traurig seid“, sagt er dazu. Dann verschwindet er um die Hausecke.


„Der ist gar nicht so schlecht, wie ich dachte“ meint Leo. „Das hätte er nicht machen müssen!“ „Ich habe jetzt gar keine Angst mehr vor Gabriel“, stellt Sina fest. „Wollen wir ihn später mal besuchen?“ „O.k. Wenn du wieder richtig laufen kannst“, brummte Leo.